Architecture

Kellerei Lageder

Die Kellerei steht mitten im Dorf zwischen Bauernhäusern und Ansitzen. Es riecht nach Maiskolben und Kürbissen. Weit ausladende Vordächer schützen vor der Mittagssonne des Unterlands. Tiefe Schatten liegen über den Innenhöfen. Es geht bei so einem Bau also auch um Dorfgefühl, Stimmung, Atmosphäre, um die hörbare Stille in der Mittagszeit. Ganz unten im Weinkeller stoßen die grauen Betonwände an den gewachsenen Fels. Seine schrundige Struktur bildet einen Kontrast zur glatten Wand. Das ist keine formale Spielerei, diese Lösung sorgt fùr die natürliche Klimatisierung der Räume. Überall in der Kellerei ist ein möglichst natürliches Energiekonzept verwirklicht.

Das Mauerwerk des Gebäudes wurde (damals für Produktionsbetriebe untypisch) mit einem Wärmeschutz und hochdämmenden Fenstern versehen.

Der tiefste Keller hat südlich zum Berg hin eine naturbelassene Felsenwand: Ein Schacht sorgt dafür, dass die einströmende Frischluft diagonal nach unten fließend sich im Winter an der ca. 10°C warmen Felsenwand aufwärmt, bzw. sich im Sommer abkühlt: Ventilatoren blasen die Frischluft dann in den Keller ein. So wird passiv Erdwärme für Heizung bzw.-Kühlung genutzt.

Die Weinlager sind vollklimatisiert. 70% der Abluftwärme bzw. der Abluftkälte werden zurück gewonnen.

Die für den Gärprozess und die Kühlung der Weine ohnedies erforderlichen Kältemaschinen und der für das Industriewaschwasser erforderliche Tiefbrunnen werden auch verwendet, um umweltfreundliche und kostenlose Erdwärme zur Raumheizung und zur Erzeugung der Produktionswärme zu nutzen. Dadurch kann auf gasbefeuerte Heizkessel verzichtet werden; es fallen keine Abgase an.

Die Heizung der Büros erfolgt durch Strahlplatten an der Decke, die mit Niedrigtemperatur geführt werden. Das Heizwasser wird über die Wärmepumpe aus dem Tiefbrunnen gewonnen.

Die als Sheddach gestaltete, nach Süden weisende Dachfläche eignet sich hervorragend zur Anbringung von Sonnenkollektoren.

Für die Warmwasserversorgung der Kellerei wurden 24 m² Kollektorfläche und zwei Warmwasserspeicher von je 1500 Liter  Fassungsvermögen installiert;  damit kann der Sanitärwasserbedarf abgedeckt werden. Auch ist  ausreichend viel Warmwasser für Spül- und Waschzwecke im Betrieb verfügbar; das solar  aufgeheizte Wasser spart im Vergleich mit üblichem Kaltwasser sowohl Waschwassermenge als  auch Spülmittelmengen.

Durch 141 Stück fotovoltaische, monokristalline Solarmodule, mit einer Gesamtfläche von 136 m2 Modulfläche, wird bei einer Sonneneinstrahlung von 1000 W/m² eine elektrische Leistung von 17,7 kW verfügbar.

Die von diesem Solarkraftwerk erzeugte elektrische Energie wird vorrangig von der Kellerei selbst genutzt, allfällige Überschussenergie wird an das Netz abgegeben.

Dem Bauherrn, Alois Lageder, kam es also besonders darauf an Natur und Technik zu verbinden. Die Architektur greift das im Zentrum der neuen Kellerei, dem Kelterturm, auf. Das Bauwerk ermöglicht als erstes in Südtirol ein neues Prinzip der Kelterung: die Trauben, die über eine 30 Meter lange Rampe auf den oberen Ladeplatz geliefert werden, fallen nur durch Schwerkraft auf die jeweilige Etage der Bearbeitung. Am untersten Punkt erreichen sie die Pressen. Erst der abgezogene Saft wird über Pumpen verteilt. Durch diese schonende Bearbeitung werden die Schalen nicht beschädigt und die feinen Aromastoffe unter der Schale kommen nicht in Kontakt mit metallischen Schnecken und Förderbändern.

http://www.aloislageder.eu/neubau